Stahlmuseum Brandenburg
Es wird kälter und dunkler jetzt im Herbst. Keine neue Erkenntnis für den Leser. Wenn es draußen ungemütlich wird, gehen ja manche Menschen gerne in ein geschütztes, warmes Museum. Kein Wind, Sturm oder Regen kann einem da drin was anhaben.
So auch hier in Brandenburg. Im Unterschied zu den meisten anderen Museen sind hier die Dimensionen der Anlage jedoch riesig. Unabhängig von Wind und Wetter kann man diese alte Produktionsstätte und heutigen Industriedenkmals besuchen.
Das Industriemuseum Brandenburg entstand rund um den letzten Siemens-Martin-Ofen, der damit in Westeuropa erhalten werden konnte. Dieser Ofen ist auch heute der Mittelpunkt des Museums. Dafür ließ man einfach die ehemalige Gießhalle und den Bereich der Ofenbühne stehen und funktionierte sie zum Museum um. Die Ofenhalle wurde vom riesigen Restgebäude abgeteilt, entkernt und saniert.
Der verbleibende “Rest“ des riesigen langen Gebäudes wurde an den Recyclingpark Brandenburg verkauft.
Der Förderverein Stahlmuseum Brandenburg an der Havel e.V. pachtete den dazu relativ kleinen Denkmalsbereich und richtete das Industriemuseum ein.
Ein Grund also, das bekannte Berlin wieder mal für einen interessanten Ausflug in das Land Brandenburg und die gleichnamige Stadt zu verlassen.
Geschichte
1912 gründete Rudolf Weber nach dem Kauf des 800.000 m² großen Geländes das Weber-Walzwerk. 1914 gingen die ersten beiden Siemens-Martin-Öfen und ein Blechwalzwerk in Betrieb. Für die künftige Stahlproduktion war die gute Verkehrserschließung Brandenburgs durch Binnenwasserstraßen (Silokanal, Elbe-Havel-Oder-Verbindung) und Eisenbahnen unabdingbar.
Nach dem Kriegsende 1945 wurde das Werk vollständig demontiert. Die DDR baute nach 1949 das Werk wieder auf und entwickelte es zum größten Produktionsstandort für Stahl in der DDR.
1980 zählte das Werk einschließlich der Auszubildenden rund 35.000 Mitarbeiter und erzeugte 4,67 Mio. Tonnen Rohstahl und 3 Mio. Tonnen Walzwerkserzeugnisse.
Nach 1989 waren die veralteten Siemens-Martin-Öfen dann nicht mehr wettbewerbsfähig. In Westeuropa waren sie schon seit den 1960er Jahren ausgemustert worden. Sie wurden nach und nach abgestellt und abgebrochen. Im Dezember 1993 gab es den letzten Abstich.
1994 wurde der Ofen XII, der letzte neu erbaute und noch vorhandene Ofen, unter Denkmalschutz gestellt.
Die Idee von einem Industriemuseum entwickelte sich ab 1992 und es entstand das heute bekannte Museum.
Man kann sich wirklich in dem weitläufigen Gelände alles ansehen, besichtigen und ggf. erklettern. Alles ist bestens erläutern und wer es genau wissen kann sich auch einen „elektronischen Erklärer“ mieten.
Die freundlichen und bestens informierten Mitarbeiter, überwiegend ehemalige Stahl- und Walzwerker/innen, sind nicht nur die technologischen Abläufe bestens bekannt. Sie verfügen häufig auch noch über persönliche Erfahrungen aus dem Alltag eines ehemaligen Stahl- und Walzwerk.
Für Fotografen ist das Ganze natürlich ein Dorado.
Anfahrt
Knapp 50 km von Berlin liegt die Stadt Brandenburg.
Verkehrsmäßig gut ist das Industriemuseum Brandenburg selbst mit einem Schiff zu erreichen.
Gewöhnlicherweise kann man natürlich mit dem Auto oder natürlich mit dem Zug in knapp 37 Minuten mit der Bahn vom Bahnhof Zoo bis zum Brandenburger Bahnhof mit dem Zug fahren. Eine Straßenbahn erledigt den kurzen Restweg vom Bahnhof zum Museum.
Genaue Auskunft über alle noch offenen Fragen gibt es auf dieser Webseite:
http://www.industriemuseum-brandenburg.de/050_hof4.htm
Fazit:
Sehr empfehlenswerter Besuch!
P.S.
Gerade in der kalten Jahreszeit noch ein wichtiger Hinweis.
Zwar gibt es keinen Regen oder Wind Im Gebäude. Aber ist ziemlich frisch in den beiden riesigen Hallen. Geheizt ist dort natürlich nicht!
Im kleinen Cafe´ mit der Ausstellung ist allerdings warm.
Text: W. Gaudeck